Nicht immer bemerken wir, dass wir unter Hochspannung arbeiten und leben. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen. Wenn wir uns mit Begeisterung einer Sache widmen und unser Leben darum herum vernachlässigen, wenn wir lange für etwas arbeiten, das mit unseren Werten nicht übereinstimmt oder wenn wir schon so lange mit einer hohen körperlichen oder psychischen Grundanspannung leben, dass wir diese nicht mehr wahrnehmen. Auch hier ist es wie mit vielem: Je länger man einem Zustand ausgesetzt ist, umso weniger nimmt man ihn wahr. Oder sehen Sie noch täglich die Löcher in ihrer Wand, wo einmal ein Regal hing? Verlieren wir über die Zeit das Bewusstsein für die Verbindung von Anspannung und Auslösern, fällt es uns schwer noch zu verstehen, warum wir mit Stresssymptomen reagieren – eigentlich sollte es uns doch gut gehen!
Andauernder Stress kann einen Burn-Out oder eine Depression begünstigen. Der Begriff Burn-Out ist keine Diagnose. Die Symptome entsprechen häufig denen einer Depression. Menschen, die mit einem Burn-Out in Behandlung gehen, haben eine psychotherapeutische Unterstützung meist so lang herausgezögert, dass die Depression in ihrem Vollbild erfüllt ist.
Warnzeichen oder erste Symptome können sich bei jedem Menschen in einer anderen Kombination, beziehungsweise in unterschiedlicher Stärke zeigen. Dazu zählen Erschöpfung, Leeregefühle, Lust- und Freudlosigkeit, Antriebsarmut, Unzufriedenheit, Schlafstörungen, Gereiztheit, Sorgen, Grübeln, das Bedürfnis sich mehr und mehr zurückzuziehen, eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten, Konzentrationsstörungen, Überforderungserleben, Verdauungsprobleme, …
Wenn Sie einige der genannten Symptome feststellen, nehmen Sie sich etwas Zeit, um sich über ihre aktuelle Lebenssituation klar zu werden:
- Wie viel arbeite ich momentan?
- Wie viel Zeit widme ich Freunden und Familie?
- Wo und wann fühle ich mich noch wohl in meiner Haut?
- Welche Sorgen mache ich mir?
- Welche existentielle Sorgen begleiten mich täglich: Angst vor Jobverlust, finanzielle Sorgen, Angst vor Ablehnung …
- …
Vorsorge ist besser als Nachsorge. Mit einem voll ausgeprägtem Burn-Out bzw. Depression werden Sie für einige Zeit Ihrer – vielleicht sogar sehr geliebten – Arbeit nicht mehr nachgehen können. Und auch im Privatleben ist vieles anstrengender. Ohne Berufstätigkeit und durch den sozialen Rückzug von Freunden und Familie steigen die Selbstzweifel, finanzielle Sorgen, Gefühle von Unzulänglichkeit, Hilflosigkeit und es entwickeln sich weitere Ängste vor der Zukunft, um die körperliche Unversehrtheit und vieles mehr. So entsteht ein Teufelskreis, dem zu entkommen oft eine Menge Zeit und Energie benötigt wird. Achten Sie auf die Signale, die Ihr Körper Ihnen gibt. Gehen Sie mit Verdauungs-, Schlaf- oder Konzentrationsstörungen zu ihrem Hausarzt UND versuchen Sie sich für einen Tag auf die Seite Ihres Körpers zu schlagen: „Mal angenommen du hast Recht und es gibt wirklich etwas, das ich ändern sollte, damit es dir wieder besser geht. Was wäre das?“
Und falls Sie glauben, das alles alleine lösen zu müssen, hier noch eine kleine Ergänzung:
Ein Kollege resümierte einmal: „Ich verstehe nicht, warum wir für alles in unserem Leben Berater aufsuchen: einen Steuerberater für die Steuer, einen Finanzberater für unser Geld, einen Versicherungsmakler für den Abschluss von Versicherungen … Aber wenn es um uns selbst geht und um das Wichtigste was wir haben, nämlich unserer Wohlbefinden, dann müssen wir plötzlich alles ganz alleine wissen!?“