Jeden Tag gibt es unzählige Entscheidungen zu treffen. Vom Frühstück bis zum Verkehrsmittel, der Kleidung oder der Art, wie wir mit anderen Menschen in Kontakt treten. Woran liegt es, dass wir manchmal das Gefühl haben eine Entscheidung nicht treffen zu können? Für einige Menschen gibt es bisweilen Phasen in ihrem Leben, in denen sie berichten, sie seien „schlecht im Entscheidungen treffen“. Bei einer solchen Verallgemeinerung drängt sich eine Frage auf:
Sind Sie entscheidungs-be-hindert?
Und wie lange geht es Ihnen schon so? Wäre diese Eigenschaft dann angeboren?
Es ist nicht möglich in dieser Welt ein schlechter Entscheider zu sein. Wie schon eingangs angedeutet, treffen wir jeden Tag unendlich viele Entscheidungen. Nehmen wir diese Tatsache in die Berechnungen auf, gibt es gar keine „schlechten Entscheider“. Wir sind Entscheidungsexperten!
Einscheidungs-ver-hinderung?
Ein neuer Blickwinkel kann nur durch neue Fragen entstehen. Wenn sie in einer bestimmten Situation keine Entscheidung treffen „können“, fragen Sie einmal: Was könnte in dieser konkreten Situation positiv daran sein mich nicht zu entscheiden? Warum nicht einmal entscheiden, dass ich mich jetzt noch nicht entscheiden will? Was gäbe es für negative Auswirkungen, wenn ich eine Entscheidung treffen würde?
Ein Beispiel: Ein 20 jähriger Student sucht mich für eine Studienberatung auf. Er berichtet, er sei mit seinem Studium unzufrieden. Er möchte gerne das Fach wechseln, habe aber keine Idee, was er statt dessen studieren könne. Im Gespräch stellt sich schnell heraus, dass er durchaus bereits sehr konkrete Zielvorstellungen hat. Er möchte ein anderes Fach studieren, das nur an wenigen Unis in Deutschland studiert werden kann. Und von diesen wenigen Unis hat er sich schon auf eine festgelegt. Die Eingangsfrage war damit abgearbeitet, aber wozu meinte er Unterstützung zu brauchen? So stellte sich die Frage, was ihn denn daran hindere einfach wegzuziehen. Erst im Gespräch wurde ihm Folgendes langsam klar: Seine Freundin ist für ihn und mit ihm an seinen Studienort gezogen. Sie selbst hat noch keine Arbeit oder Beschäftigung. Sie hat mittlerweile aber einige Freunde gefunden. Er ist überzeugt, dass wenn er für sein Studium erneut umziehen würde, er sie wieder entwurzeln würde. Er glaubt, er wäre dann Schuld daran, dass es seiner Freundin ohne Freunde und Beschäftigung in der neuen Stadt wahrscheinlich wieder eine Zeit lang sehr schlecht gehen würde – und der Beziehung damit auch.
Bei Entscheidungen geht es oft um Zielkonflikte. Eine Seite in uns zerrt in die eine Richtung, eine andere Seite zerrt dem entgegen. Nur ist uns das – wie im genannten Beispiel – nicht immer bewusst. Deshalb scheint es uns manchmal unverständlich, warum wir keine Entscheidung herbeiführen und wir kommen in die Versuchung uns als „dumm“, „unfähig“ oder anderes zu bezeichnen.
Und dann?
Für den Studenten aus dem Beispiel reichte ein 50 minütiges Gespräch aus um sich über seinen Konflikt klar zu werden. Ist einmal ins Bewusstsein gerückt, welche Argumente wir innerlich jonglieren, können wir oft schon auf dieser Grundlage eine bewusste Entscheidung treffen. Im Beispiel wurde aus der Eingangsfrage „Was könnte ich denn studieren?“ ein neues Set an Fragen: „Kann ich noch einmal umziehen und meine Freundin vor vollendete Tatsachen stellen? Was heißt das für unsere Beziehung? Wäre ich wirklich Schuld daran, dass es ihr vielleicht in einer neuen Stadt wieder schlecht geht?“. Diese neu entstehenden Fragen können mitunter leichter zu beantworten sein als die ursprünglichen. Der Student hat kein weiteres Gespräch in Anspruch genommen und diese neuen Fragen sicherlich gut für sich lösen können. Manchmal ist dieses neue Set an Fragen aber genau das, was uns die Entscheidung so schwer gemacht hat („des Pudels Kern“) und wir brauchen Unterstützung bei der Klärung.
Sie fühlen sich angesprochen? Vereinbaren Sie einen Termin und wir finden gemeinsam heraus, welche guten Gründe Sie haben sich selbst eine Entscheidung vorerst noch unmöglich zu machen.